Saturday, January 13, 2007

Redaktionell betreute Seiten

Text ist von uns aus fertig. gruß andré, zha

Besser bloggen

Der Rezension dienen redaktionell betreute Literatur-Websites erst in zweiter Linie, im Vordergrund steht die Vernetzung leidenschaftlicher Leser

„Suchen finanzielle Unterstützung“ steht in den Seiten des Berliner Zimmers verborgen, dem „salon im netz seit 1998“. Schon die Startseite begrüßt den Besucher mit den Worten: „Ab Ende Oktober 2006 wird das Berlinerzimmer nicht mehr redaktionell gepflegt. Eine Erklärung folgt in Kürze.“ Da keine Erklärung zu finden ist, frage ich beim Mitherausgeber der Seite Enno E. Peter nach, warum der Betrieb eingestellt wurde. Jedoch ist Peter um eine Antwort verlegen, weil die „Sache mit dem Berliner Zimmer schon so lange her sei“. Statt dessen widmet sich Peter anderen Projekten, veranstaltet unter anderem den Erotischen Salon in der Kulturbrauerei Berlin, wie der Website Berliner Zimmer zu entnehmen ist. Erotik statt Literatur. Dabei geben gerade die redaktionell betreuten Web-Seiten wie das Berliner Zimmer ein Qualitätsversprechen ab, ist es doch ihr Anspruch, einen von der Herausgeberinstanz überprüften, niemals kommerziellen Blick auf Literatur zu werfen. Wir sind nicht in der launischen Blogosphäre, in der jeder Kommentar auf den Bildschirm gelangt, und fern der kommerziellen Verlagsseiten mit ihrer verblurbten Eigenwerbung. Amazon bietet dem anspruchsvollen Literaten lediglich die Chance auf ein Schnäppchen. Die Kundenkritiken sind in der Mehrzahl nichtssagend, nur die Vielzahl der Amazonrezensenten bedingt von Zeit zu Zeit einen reflektierten Eintrag. Wenn bei Amazon eine Literaturbetrachtung im Spannungsfeld zwischen „genial“ und „lustig“ vorherrscht, dann wird klar, dass genau diese Form den meisten Buchlesern als ausreichend erscheint und die Zielgruppe für eine tiefer gehende Auseinandersetzung gering ist. Ohne Sponsoren oder Werbepartner heißt es für die engagierten Literaturliebhaber der redaktionell betreuten Seiten unabhängig von der Größe der Community: Geld oder Leben. Staatliche Institutionen bieten einen Ausweg, nicht ganz so unbedenklich ist die Zusammenarbeit mit finanzkräftigen Unternehmen aus dem Literaturkosmos.

Grundsätzlich hängt die Attraktivität einer Seite und damit der Geldzufluss aus privatwirtschaftlichen Quellen von der Anzahl der Seitenbesucher ab. Wer nicht den Weg in die öffentliche Randständigkeit gehen kann oder will, hängt den feuilletonistischen Anspruch nicht allzu hoch. Bei den Großen der Szene wie literature.de, literaturcafé.de und readme.cc geht es um den Austausch über, weniger um die Bewertung von Literatur. Ganz ohne Rezensionen will allerdings niemand auskommen. Das „Literaturportal“ literature.de bietet neben dem Forum, in dem Bescher Buchtipps austauschen, und einer nützlich anmutenden Autoren- und Verlagsauflistung tägliche Buchbesprechungen. Einen Schuss Individualität tragen die Geschichten der Besucher in das Portal hinein, die den Mitgliedern der Portal-Gemeinde ein Profil verleihen. Da bleibt der Zeitungsleser wesentlich anonymer. Über literature.de sagt Sven Trautwein: „Die Seite habe ich aus einer Laune im Studium heraus gestartet." Das war 1998. „Autoren“, sagt Trautwein, „schickten ihre Kurzgeschichten“, und er stellte sie online. "Ab 1999 kamen die ersten Rezensionen hinzu“, blickt der Macher zurück, "und im Jahr 2000 erschien der erste Band der Anthologie 'netzgeschichten'." Das Tagesgeschäft der Rezensionen und Nachrichten hat Trautwein an 16 bundesweit tätige Redakteure delegiert und kümmert sich selbst vorwiegend um Koordination und Weiterentwicklung. 40 bis 50 Arbeitsstunden investiert er jede Woche in das gute Gefühl, andere Menschen zu unterhalten. Der typische Besucher der Seite ist übrigens weiblich, hat ein überdurchschnittliches Haushaltseinkommen und einen gehobenen Bildungsstand. Unter den Nutzern weiß Trautwein aber auch den ein oder anderen „namhaften Verlag“, wie die Aufnahme von Zitaten aus Texten seiner Website in Publikationen der Verlage zeigten.

Wer sich in den eigenen vier Wänden unter Menschen fühlen möchte, den spricht vielleicht die Seite literaturcafe.de an, der „literarische treffpunkt im Internet seit 1996“. Eine Kooperation mit dem Buchhändler „Jokers“, dessen Beilagen aus überregionalen Zeitungen bekannt sind, weist auf finanzielle Sicherheit hin. Vor der Recherche nach neu erschienener oder zeitloser Literatur, die in der Menüleiste griffbereit vorliegt, steht die Unterhaltung der Seitenbesucher. Hier überraschte das Literaturcafé Anfang Januar 2007 mit einem YouTube-Videoclip zum Thema: „Bücher gehören nicht ins Fernsehen.“ Das ist nicht ungefährlich. Ich wäre fast bei YouTube hängengeblieben und gab erst nach einer Stunde wieder die Adresse des Literaturcafés ein, das anderen Menschen allerdings einer Verheißung gleichkommt. „Als Romanautor glaube ich nun auf der richtigen Seite gelandet zu sein und werde in Zukunft oft "vorbei kommen" und evtl. Beiträge liefern. Mehr über mich und meine Bücher erfahren Sie unter: www.justneumann.de“, schrieb Just Neumann ins Gästebuch. Rita Hajak versichert an gleicher Stelle: „Die neuesten Beiträge lese ich immer. Einfach toll!“ Kann man Menschen und ihre Bedürfnisse besser zusammenführen? Für die Qualität des Internetportals literaturcafe.de bürgt die Nachrichtenredaktion, die Neuigkeiten aus der Literaturwelt zeitnah veröffentlicht. Ganz der Kommunikation widmet sich die Rubrik „Textkritik“. Hier rezensiert alle zwei Wochen ein User den Text eines anderen Users. Doch woher soll der Neuling der Seite wissen, ob hier auch „große Literatur“ zu lesen ist? Dr. Florian Langenscheidt urteilte in der Zeitschrift Tomorrow immerhin: „Das Literatur-Café gehört zu den weltbesten Seiten im Internet.“ Nachzulesen auf lteraturcafe.de. Vielleicht ist das Web-Radio des Cafés der beste Einstieg. Es gewann den „Deutschen Podcast-Awards 2006“, den ihm der Deutsche Podcast-Kulturverband verliehen hat.

Ein Großprojekt zur Vernetzung von Literaturfreunden betreut Walter Grond. Die Seite Readme.cc möchte er zum europäischen Treffpunkt für pasionierte Leser machen, die nach dem letzten Satz noch einen Hang zur tiefer gehenden Auseinandersetzung mit den erlesenen Texten verspüren. Der Österreicher Schriftsteller Grond dachte im Jahr 2002 erstmals darüber nach, die Tugenden des Literatur- und Wissenschaftsbetriebs, die in der Expertise liegen, mit der interaktiven Demokratie, die den Internetcommunitys zukommt, zu kombinieren. Als Rezensionsforum versteht sich die Seite nicht. Die Empfehlung erfolgt unabhängig von Erscheinungsdatum und Gattung. Zwar gehöre es zum Konzept, eine große Datenbank mit Buchempfehlungen aufzubauen, sagt Grond, andererseits solle die Idee des klassischen Leserzirkels neu belebt werden. Der Gründer erklärt: "Man kann sich eine Nische suchen und nur mit bestimmten Lesern und deren Lektüren vermittelt werden.“ Bis 2010 ist die Existenz des von Kommerz befreiten Austauschforums gesichert, denn die finanziellen Mittel entstammen dem Haushalt der Europäische Union.

Für das Gelingen einer redaktionell betreuten Literatur-Website erklären Grond und Trautwein „Leidenschaft“ zur wichtigsten Voraussetzung. So sprechen Menschen, die es geschafft haben, sich ihrer finanziellen Sorgen zu entledigen. Neueinsteiger sollten wissen, dass wie im "richtigen" Leben - also offline - auch im Netz das tiefere Fragen nach hintergründig im Text verborgenen Anschauungen selten ist, derweil Amazon vor Rezensionen überläuft.

9 Comments:

Blogger Eingebung said...

An eurem Artikel ist abzulesen, dass ihr euch wirklich umfassend mit den jeweiligen redaktionell betreuten Seiten beschäftigt habt. Der Leser erhält ausführlich und detailliert nicht nur Informationen über Aufbau und Funktionsweise der Site sondern mittels Zitaten u.ä.auch eine Abgrenzung zum derzeitigen Angebot im Netz.
Doch eure Detailfülle bringt auch einen Artikellänge mit sich, die ein wenig abschreckend und von den vorgegebenen 5000-6000 Zeichen weit entfernt sein dürfte.
Euren Einstieg finde ich von der Idee her eigentlich sehr schön, doch auch hier ist der Weg bis zum eigentlichen Gegenstand des Artikels sehr lang...
Einmal bei der Beschreibung der redaktionellen Sites angekommen, vermisse ich ein bisschen den roten Faden. Ohne Frage erfährt der Leser unglaublich viel über die Seiten, doch als die Ausführung mit dem Interview ein abruptes Ende findet, fragt man sich doch ein bisschen, wozu man diese ganzen Informationen erhalten hat.
Das Interview an sich hätte man evtl. auch in Form von Zitaten in den fortlaufenden Text einfließen lassen können, um den Artikel "runder" erscheinen zu lassen...
Mein Tipp wäre also, nach dem Motto "Weniger ist mehr" ein paar Kürzungen vorzunehmen, um den Text zugänglicher zu machen.
mm

2:15 AM  
Blogger Eingebung said...

Ihr hab euch viel Mühe gegeben und ausführlich die redaktionell betreuten Sites vorgestellt, aber auch ich finde den Artikel einfach viel zu lang und vermisse ebenfalls einen roten Faden.

Zum Layout möchte ich noch sagen, dass ihr z.B die Adressen der jeweiligen Sites optisch heraus heben oder mal einen Absatz machen könntet, um den langen Text etwas aufzulockern.

Ab und zu sind auch die Übergänge nicht ganz klar Bsp.: "Ich wäre fast bei YouTube hängengeblieben und gab erst nach einer Stunde wieder die Adresse des Literaturcafés ein. 'Sehr informativ und interessant! Als Romanautor glaube ich nun..."

Zwar ist das Interview informativ, aber man hätte es vielleicht anderweitig in den Text einbauen können.
Ansonsten ist der Artikel gut geschrieben.
NW

4:02 AM  
Blogger Eingebung said...

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6:49 AM  
Blogger Eingebung said...

Den Stil eures Artikels finde ich nicht schlecht, aber wie meine Vorrednerinnen bin auch ich der Meinung, dass der Artikel viel zu lang ist. Der Leser wird von der Masse an Infos einfach erschlagen. Außerdem hängen viele Texteile in der Luft und lassen einen Zusammenhang vermissen. Den Anfang des Artikels finde ich grundsätzlich gut, aber es dauert zu lang bis ihr zum Kern kommt. Das Interview ist grundsätzlich auch gut, aber sollte wohl besser in den Flusstext eingearbeitet werden.
JH

6:59 AM  
Blogger Eingebung said...

12.000 Zeichen sind wirklich zuviel und auch ich muss leider sagen dass ich dem Artikel nicht so recht folgen konnte. Ich würde raten, den Text deutlich zu kürzen und auch ein wenig "lesbarer" zu machen D.S.

7:27 AM  
Blogger Eingebung said...

This comment has been removed by a blog administrator.

8:06 AM  
Blogger Eingebung said...

Ich finde, man liest eurem Artikel sehr stark ab, wieviel Mühe ihr euch gegeben habt, wie intensiv ihr recherchiert und euch über das Thema kundig gemacht habt. Das hat aber nun leider die von meinen Vorrednern angemerkte Länge des Artikels zur Folge; man merkt, dass irgendwie der rote Faden fehlt und dass man vor "lauter Bäumen den Wald nicht mehr sieht". Das ist echt schade in Anbetracht dessen, weiviel Energie hinter so einem Artikel steht. Auch würde ich das Interview einflechten, also den Text mit Zitaten und O-Tönen spicken. Das macht die Sache lebendiger- euer Text dagegen ist anstrengend zu lesen, auch, weil man als Leser nicht "geführt" wird. Ich denke aber, dass es gut möglich ist, vieles einfach zu kürzen, ohne dass es der Qualität der ausführlichen Recherche einen Abbruch tut! Ihr habt ja noch den letzten Block Zeit genug dafür, also: gutes Gelingen! AV

8:09 AM  
Blogger Eingebung said...

This comment has been removed by a blog administrator.

4:15 PM  
Blogger Eingebung said...

Ich kann mich meinen Vorpostern nur anschließen und möchte die Punkte jetzt nicht in aller Ausführlichkeit wiederholen. Wie gesagt: Umfassende, gut recherchierte Informationen, aber der Artikel ist viel zu lang und ist dadurch nicht besonders angenehm zu lesen. Einfach etwas kürzen und den Artikel etwas flotter machen.

4:16 PM  

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