Abgebloggt - Baustelle!
„Fast jeder Autor, der ein neues Buch veröffentlicht, tut es“, gesteht die Pamela Paul in der New York Times: „ das unwiderstehliche Eintauchen in einen vom Internet evozierten Narzissmuss.“
Wie die amerikanische Sachbuchautorin nutzen auch viele ihrere Kollegen das vergleichbar junge Publikationsmedium.zu ihrem Vorteil zu nutzen. Die Rede ist von sogenannten „Blogs“ im Internet. Innerhalb des deutschen Literaturbetriebes zunächst in ein Nischendasein gezwängt, entfaltet dieses Phänomen in den USA eine ungeahnte Marktkraft.
Auch Verlage…
Ein Beispiel?
Das Buch “How Would a Patriot Act?” des amerikanischen Autors Glenn Greenwald wurde innerhalb von nur drei Monaten konzipiert, geschrieben, verlegt und veröffentlicht. Als ob das nicht genug wäre, schaffte es das Werk mithilfe der Blogger im gleichen Zeitraum auf die amerikanischen Bestsellerlisten.
Sollten sich nicht auch deutsche Literaturbetriebe dieses Beispiel zu Herzen
nehmen, um nicht den Aufsprung auf einen bereits fahrenden Zug zu verpassen?
Die Möglichkeit, sich an einem Buch derart interaktiv zu beteiligen, ist in dieser Form absolut neu. So bieten sich auch für Autoren neue Möglichkeiten.
In ihren selbst veröffentlichten Blogs stellen sie sich den Fragen ihrer Leserschaft. Natürlich kann sich der Schriftsteller auch direkt in einen Literaturblog einschalten, um seine Ansichten zu vertreten.
Doch auch für das Kollektiv der Lesenden gibt es mittlerweile interessante Blogs. Auf Internetseiten wie Dienstraum.de oder Literturwelt.de kann sich die bibliophile Internetgemeinde über Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt austauschen. Bücher werden dort bewertet, eventuell zum Lesen empfohlen, oder auch mal heftig kritisiert. Eine weitere Art der literarischen Vernetzung sind so genannte "Social Bookmark"-Dienste wie Del.icio.us, Furl oder Spurl, die nach dem Empfehlungsprinzip funktionieren. Jeder Nutzer hat dort ein eigenes Profil angelegt, anhand dessen sich wiederum andere Leseinteressierte orientieren können. Auf solchen Seiten legen User täglich Lesezeichen zu ihren Lieblingsartikeln im Web ab. Das Ergebnis: Permanent erhält man aktuelles Lesefutter zu Themen, die einen höchstwahrscheinlich interessieren.
Doch wie ist es zu dieser Entwicklung gekommen?
Die ersten Spuren zum Thema Blog lassen sich im Sommer 1990 finden. Damals wurden sie noch als Online-Tagebücher bezeichnet, da es noch keinen adäquaten Ausdruck für dieses junge Phänomen gab. Der Begriff bezeichnete damals Webseiten, auf denen Internetnutzer kurze Einträge über ihr Privatleben verfassten, und so die Öffentlichkeit daran teilhaben ließ.
Es sollten sechs Jahre eifrigen Tagebuchschreibens vergehen, bis erstmals neue, benutzerfreundliche Bedienoberflächen geschaffen wurden.
Schließlich nannte man das Kind auch beim Namen - auf einer Website von Jorn Barger tauchte 1997 der Begriff "Weblog" auf, eine Wortkreuzung aus "Web" und "Log(buch)". Die Kurzform "Blog" folgte im Jahr 1999.
Bereits zwei Jahre später erschienen erste Journalartikel und Forschungsarbeiten über das Thema.
Betrachtet man allein die Größe der so genannten "Blogosphäre", so fällt auf, dass diese weiterhin beachtlich und kontinuierlich gewachsen ist. Die Internetdatenbank Technorati zählt momentan 63,2 Millionen Blogs. Als wäre diese Menge nicht schon beeindruckend – statistisch gesehen verdoppelt sich die Anzahl veröffentlichter Blogs alle fünf Monate.
Mit dem Wachstum der Blogosphäre nimmt auch die Menge unterschiedlicher Weblog- Formen zu. Sie bestehen oft aus einer Mischung von Kommentaren, Tagebuch-Einträgen und Kuriositäten aus dem Netz. Neben diesen sehr persönlich gehaltenen Weblogs etablieren sich jedoch zunehmend auch Fach-Blogs, welche Fakten, Trends und Tipps zu einem bestimmten Thema veröffentlichen. Auch etablierte Medien sind ernsthaft an dem Phänomen interessiert – dies lässt sich schon daran erkennen, dass viele in Blogs diskutierte Themen von der Presse übernommen werden.
Vertraut man der Studie des Marktforschungsunternehmens Ipsos, so schenkt rund ein Viertel der europäischen Internetnutzer den in Blogs veröffentlichten Kommentaren und Beiträgen Glauben. Damit ist ein Meinungsbildendes Potential unverkennbar.
Ein besonderes Geschick im Umgang mit dieser jungen Publikationsplattform führen uns momentan einige große Zeitschriftenverlage vor. So sind beispielsweise Die Zeit und das Handelsblatt derzeit mit ersten Blogprojekten beschäftigt.
Beide Zeitungen sind sich darin einig, dass sie einen Blog für besonders geeignet halten, um im Netz schnell und effektiv zu publizieren.
Aus diesem Grund setzen sie bereits jetzt einige Journalisten als aktive Blogger ein. Damit liegen sie völlig im Trend - zukünftig werden Journalisten das Netz beherrschen, die in der Lage sind, schnell und effizient auf aktuelle Geschehnisse zu reagieren und ihre Quellen geschickt einzusetzen wissen. Mit diesen Fähigkeiten bewaffnet, sind sie in der Lage, bereits vorhandenen Informationen eine neue Sichtweise beizumessen.
Mitarbeiter großer Unternehmen verbringen einen nicht geringen Teil ihrer Arbeitszeit vor ihrem Bildschirm, um systematisch die Diskussionen innerhalb der Blogs zu verfolgen. Sie versprechen sich dadurch ein schnelles und ehrliches Feedback. Diese Tatsache liefert zugleich eine Momentaufnahme der "Blogästhetik" - Weblogs bieten die Möglichkeit, direkt und ungefiltert gesellschaftliche Ereignisse aufzugreifen und zu präsentieren. So ist es nicht verwunderlich, dass momentan vorwiegend täglich und wöchentlich publizierende Medien diese Möglichkeiten nutzen. So sehr sich bei diesen Medien eine dauerhafte und zukunftsweisende Nutzung herauskristallisiert, so sehr ist der Einsatz von Blogs in größeren Verlagen derzeit in einen großen Mantel des Schweigens gehüllt. Dabei übersehen sie jedoch, dass sie bereits mit dieser Handlung eine konkrete Position zur Thematik beziehen. Ihre unbewusste Stellungnahme lässt vermuten, dass eine dem Unternehmen entsprechende Auswertung und Umsetzung des Phänomens bereits in Planung ist. Um nicht den Anschluss an die publizierende Gemeinschaft sowie an den Kunden zu verlieren, sollten diese Unternehmen jedoch schleunigst auf den bereits fahrenden "Blog-Zug" aufspringen.
Betrachtet man noch einmal die erstaunliche Entwicklung der Blogosphäre, so ist es schier undenkbar, diesen Zug jemals zum Stillstand zu bringen.
Wir wünschen eine angenehme und erfolgreiche Reise!
DS/TL
1 Comments:
Ihr habt einen sehr angenehm zu lesenden Schreibstil. Allerdings würde ich euch raten, den Einstieg noch mal zu überarbeiten; er ist noch nicht 'reizvall' genug. Vielleicht könnte man einfach euren 2. Satz als 1. nehmen... Ich habe eure Zeichen jetzt nicht gezählt, aber es kam mir zwischendurch etwas lang vor. Dafür ist man nachher aber auch sehr gut aufgeklärt. Man kann dann nicht mehr behaupten, nichts über Blogs zu wissen; vielmehr könnte man sagen, man weiß alles :).
AD
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